July
Granete Ngirandi - Steh auf und geh! - Ausstellung in der Karlskirche Zweibrücken, Karlstraße 3
vom 28.2.-20.3.2020  -  Eröffnung am 28.2.2020 um 19 Uhr


Grafiken   Gemälde  

Chinu  Tradition   Beer  Know Your Game   The Orphan Generation I / II  Women Helping Hands  



Biografie Granete Ngirandi, Malerin und Grafische Künstlerin, wurde 1969 in Chirumanzu geboren, einer kleinen ländlichen Siedlung im Südosten Simbabwes, bestehend aus den typischen Rundhütten mit Strohdächern, wie wir sie aus den diversen Fernsehdokumentationen über Afrika kennen. Sie studierte in den B.A.T. Visual Art Studios in Simbabwes Hauptstadt Harare, und in der Byam Shaw School of Art, London, England.
Seit 1998 lebt die Künstlerin in Deutschland.

Ngirandis Werke beschreiben die Simbabwische Geschichte und Kultur. Traditionen und Bräuche der Shona, des größten simbabwischen Stammes, beschäftigen die Künstlerin ebenso, wie die aktuellen Themen Frauenrechte und Aids oder die Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Die Technik:Bei den Drucken handelt es sich um so genannte Materialdrucke. Die Künstlerin klebt verschiedene Materialien (Pappe, ein Stück Stoff, eine Schnur etc.) auf eine Holzplatte. Dann wird die Farbe aufgetragen und die Platte auf das Papier gepresst. Von einer Platte werden selten mehr als zehn Drucke angefertigt, und jedes Exemplar ist ein bißchen anders.

 
 




Chinu
Chinu
Wenn ein Shona-Mädchen heiratet, besucht es die Familie des Bräutigams und bringt eine 'Flasche' mit selbstgemachtem Erdnussöl mit. Sie reibt jedem Angehörigen des Bräutigams etwas von diesem Öl auf die Stirn, ins Gesicht und auf die Arme, um so ihre neue Verbundenheit mit der Familie des Mannes zu unterstreichen. Im Gegenzug müssen die so gesalbten dafür bezahlen, und sei es auch nur ein (symbolischer) Cent. Dieses aus einem Flaschenkürbis hergestellte Gefäß, in dem das Öl aufbewahrt wird, heißt Chinu.



Tradition ist eine Abbildung längst vergangener Zeiten, in denen das Leben noch viel enger mit der Natur verbunden war. Menschen lebten von der Jagd, und ein erlegtes Tier war Anlass für ein Freudenfest. Aus seinem Leder wurden Kleidungsstücke und Schuhe hergestellt, mit dem Blut Felsen kunstvoll bemalt. Es war eben auch eine Zeit, als die Menschen noch wenige und die Tiere noch nicht vom Aussterben bedroht waren.
Tradition
Tradition



Beer
Beer
Seven Days nennen die Shona ihr selbstgebrautes Bier, das sieben Tage lang nach traditionellem Rezept gebraut wird. Es werden in der Shona-Kultur - wie wohl in den meisten Kulturen, in denen Alkohol nicht aus religiösen Gründen verboten ist - alle möglichen Ereignisse zum Anlass genommen, das Seven Days zu brauen. Vor allem aber darf es bei einer Beerdigung nicht fehlen, schließlich müssen die Vorfahren des Verstorbenen geehrt werden, und die könnten es übel nehmen, wenn es da kein Bier gibt. Die Ahnen spielen in der Shona-Kultur eine sehr starke und wichtige Rolle. Sie passen auf ihre Nachfahren auf, damit ihnen kein Unheil geschieht. Wird z.B. eine Frau schwer krank, schickt ihr Mann sie zurück zu ihren Eltern, denn die Geister der Vorfahren sind dort stärker präsent. Möglicherweise haben sich die Ahnen über die Frau geärgert. Also brauen die Eltern Bier um sie wieder zu versöhnen.



Know Your Game ist eine künstlerische Form der Aufklärung. Es geht darum, den Menschen bewusst zu machen, dass es Aids gibt, und dass man sich davor schützen kann. Viele Simbabwer glauben - trotz Aufklärungskampagnen - nicht, dass es sich bei Aids um ein ansteckendes Virus handelt. Sie akzeptieren es vielmehr als Unabwendbares Schicksal, das über sie kommt wie es kommen muss. Sterben ist sterben, sagen sie, und Sex mit Kondom ist wie ein Bonbon lutschen ohne das Papier zu entfernen. Auch ist der Glaube, es handele sich bei Aids um eine Verwünschung, einen Fluch, Zauberei und Hexenkraft weit verbreitet. Diese Grafik wurde für die  australische Anti-Aids-Campagne entworfen und zwei Jahre lang an verschiedenen Orten in Australien ausgestellt.
Know Your Game
Know Your Game



The Orphan Generation I
The Orphan Generation I
The Orphan Generation I und II zeigen die Generation der Aids-Waisen. Teilweise bestehen ganze Dörfer in Simbabwe nur noch aus Kindern, wenn sie Glück haben gibt es noch eine Ambuya, eine Großmutter, die sich um sie kümmert - die Generation der Eltern ist komplett weggestorben. Es sind meistens die Männer, die durch ihre inzwischen geradezu vorsätzliche Ignoranz das Virus in die Familie bringen. Letzte Konsequenz ist immer der Tod beider Eltern. Die Aidsrate in Simbabwe beträgt 25 %  bezüglich der Gesamtbevölkerung, das heißt jeder vierte trägt das Virus in sich, Kinder und Greise eingeschlossen. (Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Aidsrate 0,05 %)
The Orphan Generation II
The Orphan Generation II



Women Helping Hands
Women Helping 
Hands
Women Helping Hands befasst sich mit der gesellschaftlichen Stellung der Frauen in Simbabwe. Die Rolle der Frau beschränkt sich in den meisten Familien aufs Kinderkriegen und den Haushalt führen. Die gesamte Arbeitswelt ist sehr männerdominiert, eine arbeitende Frau ist eher die Ausnahme. Die Frauen sollten aber auch ihre eigenen Ideen in diese Welt einbringen, sie werden dort gebraucht. Sie sollten beteiligt werden und sich aktiv beteiligen, an der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes mitzuwirken. Sie sollten es nicht dulden, wenn ihre Arbeit als schwach oder unrelevant bezeichnet wird. Bei dem Wettbewerb "Myth Of Development - Mythos Entwicklung", ausgeschrieben vom Weltfriedensdienst (WFD), eroberte Granete Ngirandis Werk den ersten Preis, eine Reise (von Harare) nach Berlin.